Wie wirkt der Inhaltsstoff?
Atomoxetin wird gegen Überaktivität bei Kindern (ADHS-Syndrom) eingesetzt, als Teil eines umfassenden Behandlungsprogrammes, das psychologische, pädagogische und soziale Maßnahmen umfasst.
Die Ursache der Erkrankung liegt im Gehirn. Die Nervenzellen des Gehirns verständigen sich gegenseitig über verschiedene Botenstoffe. Sie werden bei Bedarf aus Speicherzellen ausgeschüttet und nach erfolgreicher Signalübertragung wieder in die Speicher aufgenommen. Bei Mangel oder Überschuß eines Botenstoffs treten verschiedene Erkrankungen auf.
Beim ADHS-Syndrom werden die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin bereits wieder in die Speicher aufgenommen, noch bevor sie ihren Signalauftrag ausgeführt haben. Daher läßt bei Betroffenen die Konzentrationsfähigkeit nach. Als Folge davon verhalten sie sich überaktiv.
Atomoxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es verhindert, dass Noradrenalin zu früh in seine Speicher aufgenommen wird. Dann funktioniert die Signalübertragung wieder besser und Unaufmerksamkeit und Überaktivität nehmen ab.
Angefangen wird mit einer geringen Dosis, die im Laufe der Zeit an die Stärke der Beschwerden und das Körpergewicht angepasst wird. Alle zwölf Monate sollte das Medikament ebenso stufenweise abgesetzt werden, um den Krankheitsverlauf zu beurteilen und die Therapie entsprechend anzupassen.
Auch bei missbräuchlicher Anwendung von Atomoxetin treten keine Suchterscheinungen auf.
Anwendungsgebiete: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)
Nebenwirkungen
Aufgelistet sind die wichtigsten, bekannten Nebenwirkungen. Sie können auftreten, müssen aber nicht, da jeder Mensch unterschiedlich auf Medikamente anspricht.
Manchmal reagieren Menschen allergisch auf Medikamente. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion verspüren, informieren Sie sofort Ihren Arzt oder Apotheker.
-Sehr häufig: verminderter Appetit, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Anstieg des Blutdrucks, Anstieg der Herzfrequenz
-Häufig: Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit, Verstopfung, Verdauungsbeschwerden, Hautentzündung, Hautausschlag, Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit, Gewichtsverlust
-Gelegentlich: Suizidale Verhaltensweisen, Aggression, Feindseligkeit, emotionale Labilität, frühmorgendliches Erwachsen, Ohnmacht, Zittern, Migräne, Erweitertung der Pupillen, Herzklopfen, vom Sinusknoten ausgehende beschleunigte Herzfrequenz (Sinustachykardie), Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, allergische Reaktionen, Kraftlosigkeit
Wann ist das Medikament nicht für Sie geeignet (Gegenanzeigen)?
-Überempfindlichkeit gegen Atomoxetin oder einen der sonstigen Bestandteile
-gleichzeitige Anwendung von MAO-Hemmern (z.B. bei Depression, Parkinson; siehe Wechselwirkungen)
-Engwinkelglaukom
-schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn zu erwarten ist, dass das Auftreten eines bedeutsamen Blutdruck- oder Herzfrequenzanstiegs den Zustand des Patienten verschlechtern würde. Das gilt z.B. bei starkem Bluthochdruck, Herzschwäche, Angina pectoris, Herzmuskelerkrankungen, Herzinfarkt gehirnaneurysma und Schlaganfall.
-aktuell bestehendes oder früheres Phäochromozytom (meist gutartiger Tumor der Nebennieren)
Wechselwirkungen
Atomoxetin darf nicht gleichzeitig mit Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer eingenommen werden. Auch andere Antidepressiva, die auf den Noradrenalin-Haushalt einwirken sollten gleichzeitig nur mit Vorsicht eingesetzt werden.
Atomoxetin wird über das Enzym Cytochrom P450 2D6 (CYP2D6) in der Leber abgebaut. Arzneistoffe, wie die Psychopharmaka Fluoxetin oder Paroxetin, hemmen dieses Enzym. Dadurch kann sich die Wirkung von Atomoxetin verlängern und verstärken. Atomoxetin und CYP2D6-Hemmer sollten daher nur mit Vorsicht gemeinsam gegeben werden.
Beta-2-Sympathomimetika zur Bronchienerweiterung bei Atemwegserkrankungen können in hohen Dosierungen auch die Blutgefäße erweitern und damit u.a. den Blutdruck erniedrigen. Die Nebenwirkungen von Atomoxetin auf das Herz-Kreislaufsystem können somit verstärkt werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
-Während der Schwangerschaft sollte das Medikament möglichst nicht angewendet werden, es sei denn, Ihr Arzt hält dies für unbedingt erforderlich.
-Während der Stillzeit darf das Medikament nicht angewendet werden.
Warnhinweise!
Die Behandlung mit diesem Medikament ist nur geeignet für die Behandlung bei niedergelassenen Ärzten mit besonderen Erfahrungen.
Suizidale Verhaltensweisen (Selbstmordversuch und Selbstmordgedanken) wurden bei Patienten berichtet, die mit Atomoxetin behandelt wurden. Das Alter der Kinder, bei denen diese Ereignisse auftraten, lag zwischen 7 und 12 Jahren. Daher sollten die Kinder vor allem zu Behandlungsbeginn sorgfältig beobachtet werden.
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
Puls und Blutdruck sind während der Therapie in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren.
Patienten, die eine Gelbsucht entwickeln oder bei denen anhand von Laborwerten eine Leberschädigung nachgewiesen wurde, müssen das Medikament absetzen.
Längenwachstum und Entwicklung müssen beobachtet werden. Bei nicht ausreichendem Wachstum oder Gewichtszunahme kann eine Dosisreduktion oder Unterbrechung der Therapie in Betracht kommen.
Wie bei anderen Psychopharmaka kann die Möglichkeit seltener, schwerwiegender psychiatrischer Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden.