Wann wird Trazodon eingesetzt?
Der Wirkstoff Trazodon wird zur Behandlung depressiver Erkrankungen eingesetzt. Durch seine beruhigende Wirkung wird er besonders bei Depressionen in Verbindung mit Angststörungen, Schlafstörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen verordnet.
So wirkt Trazodon
Die Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn kommunizieren untereinander mithilfe von Botenstoffen (Neurotransmitter): Eine Zelle kann einen bestimmten Botenstoff ausschütten, der dann an bestimmten Andockstellen (Rezeptoren) der Zielzelle bindet und so ein Signal übermittelt. Um das Signal zu beenden, wird der Botenstoff schließlich wieder in die Ursprungszelle aufgenommen.
Bei einem Mangel oder Überschuss von Neurotransmittern im Gehirn kann es zu bestimmten hirnorganischen Erkrankungen kommen. Das als „Glückshormon“ bekannte Serotonin führt nach Expertenmeinung bei einem Mangel zu Depressionen, bei einem Überschuss zu Erkrankungen wie Wahnvorstellungen und Schizophrenie.
Antidepressiva wie Trazodon hemmen die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin, weshalb sie auch Serotonin-Wiederaufnahmehemmer genannt werden. Dadurch verbleibt der Botenstoff länger zwischen den Nervenzellen und kann so länger wirken kann. Dies gleicht einen Mangel aus.
Zusätzlich hemmt Trazodon auch eine bestimmte Untergruppe von Serotoninrezeptoren (5-HT2-Rezeptoren). Eine übermäßige Aktivierung dieser Rezeptoren wird mit Schlaflosigkeit, Angst, Unruhe und Störungen der Sexualfunktion in Verbindung gebracht. Durch diesen doppelten Wirkeffekt ordnet man Trazodon den sogenannten „dualserotonergen Antidepressiva“ (DSA) zu.
Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Trazodon
Nach der Einnahme wird der Wirkstoff schnell und vollständig im Darm aufgenommen. Die höchsten Blutspiegel werden nach einer halben bis einer Stunde erreicht. Nach seinem Abbau in der Leber wird der Wirkstoff zu drei Vierteln über die Nieren mit dem Harn ausgeschieden. Fünf bis acht Stunden nach der Einnahme hat etwa die Hälfte der eingenommenen Trazodon-Dosis den Körper wieder verlassen.
So wird Trazodon angewendet
Das Antidepressivum Trazodon wird in Form von Tabletten eingenommen. Die Behandlung wird einschleichend begonnen, also durch langsame Steigerung der Trazodon-Dosierung. Üblicherweise wird mit 100 Milligramm pro Tag angefangen. Jeweils nach einer Woche kann die Dosierung um 100 Milligramm gesteigert werden bis zu einer Maximaldosis von 400 Milligramm pro Tag. Die Tagesdosis wird entweder einmal pro Tag eingenommen oder auf mehrere Einzeldosen aufgeteilt. Die Einnahme erfolgt nach einer Mahlzeit.
Es ist zu berücksichtigen, dass die beruhigende Wirkung von Trazodon sofort einsetzt, die stimmungssteigernde Wirkung jedoch erst nach bis zu drei Wochen. Das Beenden der Therapie mit Trazodon sollte ausschleichend erfolgen, also durch langsame Reduzierung der Dosis.
Welche Nebenwirkungen hat Trazodon?
Bei einem von zehn bis hundert Patienten treten Trazodon-Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Schläfrigkeit und niedriger Blutdruck auf. Bei einem von hundert bis tausend Behandelten löst Trazodon Gewichtszunahme oder Zittern aus.
Was ist bei der Einnahme von Trazodon zu beachten?
Die Kombination von Trazodon mit weiteren beruhigenden Arzneimitteln kann zu einer übermäßigen Verstärkung des beruhigenden Effektes führen. Beispiele für solche Arzneimittel sind Wirkstoffe gegen Psychosen (Antipsychotika/Neuroleptika), Schlafmittel, Beruhigungsmittel, angstlösende Medikamente und Wirkstoffe gegen Allergien (Antihistaminika).
Die gleichzeitige Anwendung von Wirkstoffen, die über dieselben Leberenzyme abgebaut werden wie Trazodon, kann dessen Abbau beeinträchtigen und so zu erhöhten Trazodon-Spiegeln im Körper führen. Beispiele für solche Wirkstoffe sind Antibiotika (beispielsweise Erythromycin, Clarithromycin), Mittel gegen Pilzinfektionen (Ketoconazol, Itraconazol) und HIV-Medikamente mit dem Wirkstoff Ritonavir.
Wirkstoffe, welche die Serotonin-Konzentration im Gehirn steigern, sollten nicht mit Trazodon kombiniert werden, da es sonst zum lebensbedrohlichen „Serotonin-Syndrom“ kommen kann (mit Herzrasen, Blutdruckanstieg, Fieber, Übelkeit, Erbrechen etc.). Solche Wirkstoffe sind zum Beispiel Antidepressiva vom Typ MAO-Hemmer (wie Moclobemid oder Tranylcypromin), andere Antidepressiva, Johanniskraut-Präparate, Migräne-Medikamente (wie Sumatriptan und Naratriptan), starke Schmerzmittel (Opioide wie Tramadol, Fentanyl und Pethidin) und Serotonin-Vorläufer wie Tryptophan und 5-Hydroxytryptophan (5-HTP).
Eine Überwachung der Blutspiegel ist geboten bei gleichzeitiger Anwendung von Wirkstoffen mit einer sogenannten „engen therapeutischen Breite“. Das sind Substanzen, die sehr genau dosiert werden müssen, weil es schnell zu Über- und Unterdosierungen kommen kann. Das gilt etwa für die krampflösenden Mittel Carbamazepin und Phenytoin sowie das Herzmittel Digoxin.
Patienten, die Gerinnungshemmer (wie Phenprocoumon und Warfarin) einnehmen, sollten ihren Gerinnungsstatus unter Trazodon-Therapie besonders engmaschig überwachen.
Bei älteren Patienten und Patienten mit Leberfunktionsstörungen muss die Trazodon-Dosis entsprechend angepasst werden.
Zur Einnahme von Trazodon während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen nur begrenzt Daten vor. Deshalb sollte in dieser Zeit von einer Einnahme abgesehen werden. Die gleiche Empfehlung gilt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Zur Anwendung von Trazodon in diesen Altersgruppen liegen keine Daten vor.